Rund um das Finale der UEFA Champions League 2024 in London lud der World Football Summit – eine weltweite Veranstaltungsreihe mit Hauptsitz in Madrid – zu seiner vierten Ausgabe des Football Innovation Forum. Im imposanten neuen Stadion von Tottenham Hotspur trafen Fachleute aus den verschiedensten Branchen des Fußballs zusammen, um gemeinsam über den Sport und seine technologische Entwicklung zu sprechen.
Die Themen der Konferenz lagen auf der Hand. Digitalisierung, Big Data, Künstliche Intelligenz – nur wie finden sie konkret Anwendung in Vereinen, Ligen und Verbänden? Dazu gaben Vertreter aus ganz Europa spannende Einblicke, eröffneten neue Perspektiven und bestätigen viele meiner Eindrücke aus zahlreichen Gesprächen der letzten Wochen und Monate.
Welche Rolle das Thema KI in einer europäischen Topliga bereits spielen kann, hat Javier Tebas, Präsident von La Liga, geschildert. Machine Learning und andere Tools kommen in Spaniens Oberhaus bereits seit sieben Jahren zum Einsatz. Mittlerweile kümmert sich eine eigene Abteilung innerhalb der Liga darum, dass KI in den unterschiedlichen Organisationseinheiten konsequent eingesetzt wird. Deshalb spricht Tebas von einer Art KI-Polizei, die auch Trainings für die verschiedenen Tools abhält und Fähigkeiten der Mitarbeiter überprüft.
Die vielfältigen Anwendungsfälle für KI-Lösungen innerhalb einer Fußballliga sind bemerkenswert. Übergeordnet sprach Tebas von „Knowledge of Prediction“ und ging auch konkret auf Lösungen ein. Bei der TV-Übertragung von Spielen liefern KI-Lösungen erweiterte Statistiken, die Spielzüge und Taktiken vorhersagen. In der Gestaltung des Spielplans helfen KI-Tools, um geeignete Anstoßzeiten vorherzusagen, die etwa das Zuschauerverhalten in entfernten Märkten wie Asien prognostizieren. Um das Fan-Erlebnis im Stadion zu verbessern, arbeitet La Liga auch daran, den einzelnen Fan noch zielgerichteter und personalisierter zu informieren und zum Kauf zu bewegen – Stichwort „dynamic pricing“. Die Qualität der Daten sei dabei aber entscheidend, betont Tebas.
In Bezug auf den Sport sieht er für Teams und insbesondere für Trainer viele Vorteile, die sich erst in den kommenden Jahren entfalten werden. Er sprach über die Vorhersage von Verletzungen oder die Empfehlungen für Spielerwechsel während einer Partie. „Das Spiel wird nie komplett vorhersehbar werden, aber wir können das Spiel verbessern und Spieler effizienter machen“, so Tebas.
Von Daten, Prognosen und Entwicklung konnten auch Beri Pardo und Neil Cuijvers einiges berichten. Pardo ist Sportdirektor von Hull City, wo man sich nach schwierigen Jahren in der League One und der Championship wieder anschickt, in die Premier League aufzusteigen. Dafür stand am Anfang der Entwicklung ein klares Prinzip. „Je klarer du dir über deinen Spielstil und deine Klubphilosophie bist, desto einfacher wirst du finden, was du suchst.“ Ein Satz, der mir bekannt vorkommt. Vor allem, wenn man sich die jüngste Entwicklung von Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso in Deutschland oder auch die unseres skills.lab Partners SK Sturm Graz unter Sportdirektor Andreas Schicker bzw. Trainer Christian Ilzer in Österreich ansieht.
Mit einem klaren Plan findet man auch die besten Spieler für ebendiesen, unterstreicht Pardo. Dafür gibt es unzählige Scouting-Tools, die bei der Suche unterstützen. Hull entdeckte so unter anderem Jaden Philogene, wenngleich der Linksaußen in den vergangenen Jahren kein ganz Unbekannter im englischen Fußball war. Pardo erkannte sein Potenzial, das er bei Aston Villa bzw. Cardiff City nicht ausschöpfen konnte: „Wir sehen Spieler anhand ihrer Einsatzmöglichkeiten und ihres Potenzials bei uns. Dazu betrachten wir je nach Position bestimmte Daten und gleichen sie mit unseren Vorstellungen in unserem Team ab.“ Um noch genauer zu wissen, welches Spielerprofil man gerne hätte, brauche es dafür auch präzise Daten der bestehenden eigenen Mannschaft, betont er. Daten, die unsere Partner laufend in der skills.lab Arena erheben und damit nicht nur ihre eigenen Spieler verbessern, sondern auch über präzise Spielerprofile verfügen. Damit verschaffen sich die Vereine auch im Scouting potenzieller Neuzugänge einen entscheidenden Vorteil.
Ähnlich erfolgreich läuft die Entwicklung von KVC Westerlo, von der Chefscout Cuijvers beim Football Innovation Forum berichtete. „Wir schauen ganz bewusst in unterschätzte Ligen und verfolgen für uns vordefinierte KPIs. Wenn zum Beispiel ein junger Stürmer in Südafrika im ersten Einsatz trifft oder ein Rechtsvereteidiger in Kanada fünf progressive Läufe in einem Spiel macht, bekommen wir einen Alert“, so der 37-Jährige. Diese Alerts führen zu konkreten Scoutings, diese wiederum führen zum Abgleich mit den Daten der vorhandenen Spieler und dann zum hoffentlich perfekten Transfer. Ein Prinzip, dem wir uns in ähnlicher Form auch bei skills.lab verschrieben haben. Unsere Partner sammeln in Arena, Studio und Cube objektive Daten zur technischen und kognitiven Leistungsfähigkeit von Spielern, die sie anschließend für transparente Spielervergleiche nutzen. Gerade im Jugendbereich sind die Daten, die zu diesen Alerts über Scoutingplattformen führen, nicht vorhanden. Die skills.lab-Systeme schaffen diese Daten durch die Möglichkeit, Talente individuell und ganzheitlich anhand ihrer Fähigkeiten zu vermessen.
Große Themen wie KI und Big Data im Fußball erfordern klares Bewusststein dafür und konkrete Taten – das hat sich für mich im Austausch mit Personen aus den verschiedenen Bereichen im Profifußball im Rahmen des Football Innovation Forum in London einmal mehr gezeigt. Von vielen Daten musst du die richtigen kennen und in Kontext setzen können, um etwas aus ihnen zu gewinnen. Und je höher die Qualität der gesammelten Primärdaten ist, desto nützlicher und relevanter sind die Anwendungsfälle, die mittels KI-Lösungen umgesetzt werden können.