David Alaba, Marcel Sabitzer, Christoph Baumgartner und Konrad Laimer sind nur vier von mehreren bekannten Spielern, die Österreich in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat. Zu Vorzeigeprofis gereift sind sie nicht nur dank ihrer Vereine, sondern auch mithilfe der Nachwuchsförderung im Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB). Für die Besten der Besten hat der ÖFB mit dem „Projekt 12“ im Jahr 2009 ein eigenes Angebot geschaffen. Es folgte auf die „Challenge08“, in der Spieler bestmöglich auf die Heim-Europameisterschaft 2008 vorbereitet werden sollten.
Im „Projekt 12“ werden die talentiertesten Nachwuchsfußballerinnen und -fußballer des Landes individuell gefördert und in ihrer Entwicklung umfassend begleitet. Konzentrierte sich das Programm ursprünglich auf rein sportliche Aspekte des Fußballs, verfolgt man seit einer Neuausrichtung vor vier Jahren einen neuen Ansatz. „Früher wurde das Projekt stark über Individualtrainer definiert, die als Fußballtrainer auf dem Platz mit den Spielern gearbeitet haben. Diese Rolle haben wir wesentlich erweitert und sprechen daher jetzt von Talentecoaches. Sie sollen nicht nur Trainer, sondern auch Mentoren, Berater und vor allem Kommunikatoren sein“, sagt Günter Kreissl, Leiter des „Projekt 12“ beim ÖFB.
Um als Verband auf die Bedürfnisse seiner Youngsters tagtäglich eingehen zu können, setzt der ÖFB auf eine enge Zusammenarbeit mit allen österreichischen Akademien der ÖFB Jugendliga. An jedem Ausbildungsstandort arbeitet ein Talentecoach mit den größten Talenten zusammen. Pro Akademie gibt es sechs bis sieben „Projekt 12“-Spielerinnen oder -Spieler, auf die sich der Coach in seiner Tätigkeit konzentrieren kann. Welche Youngsters sich für das „Projekt 12“ qualifizieren, entscheiden die Trainerinnen und Trainer der Nachwuchsnationalteams gemeinsam mit den Talentecoaches und der Projektleitung.
Die Talentecoaches selbst werden von der jeweiligen Akademie vorgeschlagen und müssen vom Verband bestätigt werden, wobei der ÖFB ausdrücklich nicht nur auf fußballerisch erfahrene Trainer setzt. „Es benötigt zwar eine Mindestqualifikation als Fußballtrainer, uns geht es aber vor allem um persönliche Fähigkeiten. Deshalb arbeiten für uns Talentecoaches, die aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen. Darunter sind frühere Spieler genauso wie Spezialisten aus den Bereichen Athletik oder Sportpsychologie“, sagt „Projekt 12“-Leiter Kreissl.
So unterschiedlich wie die einzelnen Coaches ist auch die Palette an Angeboten für die Talente. In den Bereichen Sportmedizin, Sportwissenschaften sowie Sportpsychologie werden die Spielerinnen und Spieler im Rahmen des „Projekt 12“ laufenden Tests unterzogen. Die Ergebnisse dieser Tests fließen in eigens erstellte Profile ein, in denen die Talente anhand ihrer Stärken und Schwächen beurteilt werden. Alle sechs Monate analysiert der Talentecoach mit den Spielerinnen und Spielern ihren Fortschritt und definiert neue Maßnahmen und Ziele.
Um die fußballspezifische Entwicklung von Talenten im Detail zu verfolgen, arbeitet der ÖFB im Rahmen des „Projekt 12“ seit 2022 auch mit skills.lab zusammen. „Die Idee hinter der Kooperation lag in der Überlegung, ob die skills.lab Arena ein Instrument sein kann, das die Talentprognose genauer werden lässt“, schildert Kreissl.
Im ersten Jahr der Kooperation absolvierten ausgewählte Talente eines Jahrgangs daher jeweils zwei Assessments im skills.lab in Wundschuh. „Durch einen gewissen Zeitraum zwischen den Testungen, konnten wir überprüfen, ob sich die Ergebnisse im skills.lab mit den Beobachtungen der Coaches bezüglich der Entwicklung ihrer Talente decken“, erklärt Kreissl. Genau das war oftmals der Fall. „Die Wahrheit bei der Beurteilung von Spielern ist immer eine Mischung aus objektiven Zahlen und dem, was du spürst und siehst. Für die Talentecoaches waren die Ergebnisse aus dem skills.lab dahingehend sehr wertvoll. Man sieht anhand der Resultate genau, in welchen Bereichen ein Spieler stärker und schwächer geworden ist.“
Für den früheren Torhüter, der nach seiner aktiven Karriere in Österreich bei Vereinen als Trainer und Sportdirektor tätig war, sind die Assessments in der skills.lab Arena auch aufgrund ihres spielnahen Ablaufs besonders: „Im Fußball hängt immer alles zusammen. Man kann Technik nicht von Taktik trennen, weil hinter jeder technischen Ausführung einer Übung ein Entscheidungsprozess steht – auch in der skills.lab Arena. Die Ausführung selbst hängt von athletischen und kognitiven Parametern ab, sprich: Wie schnell kann ein Spieler eine Idee überhaupt umsetzen und wie präzise oder mit wie viel Kraft gelingt das? Daher bieten die Testungen in der skills.lab Arena in allen Bereichen gleichermaßen einen Mehrwert.“
In Zukunft wird der ÖFB die Zusammenarbeit mit skills.lab intensivieren, um mehr Vergleichswerte der eigenen Talente zu schaffen. Zudem können die Leistungen der Nachwuchshoffnungen auch mit jenen von Profivereinen verglichen werden, die bereits Testungen in einer skills.lab Arena absolviert haben. Der Idee einer exakten Talentprognose kommt man so wieder einen Schritt näher.
Fotos: (c) ÖFB/Tugrul Karacam