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Ein Tag in der Talententwicklung des FC Bayern: Mia san messbar
Daten als Schlüssel zum amerikanischen Traum 8
Andreas Terler
Editor
Inside FC Bayern: Mia san messbar
In der skills.lab Arena am Campus des FC Bayern feilt der Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters Tag für Tag an seinen Fähigkeiten. Ein Besuch in der Münchner Talenteschmiede.

Mitten auf dem Kunstrasen erscheint ein grüner Kreis. Ben macht einen Schritt hinein und löst damit einen Countdown aus.

 

Nach drei Sekunden ertönt ein Pfiff. Ben sprintet in den Raum vor ihm und damit direkt auf den Ball zu, der ihm von der Ballmaschine scharf und flach entgegenkommt. Auf der Leinwand, die ihn umgibt, haben sich animierte Mitspieler in roten Bayern-Trikots und Gegenspieler in Blau in Bewegung gesetzt. Zwei Plastikdummies verstellen Sicht und Passwege. Ben bringt den Ball mit seinem rechten Fuß unter Kontrolle, hebt den Kopf und passt ihn ins virtuelle Getümmel. Er landet knapp hinter seinem Mitspieler auf der Leinwand. Das gibt keine Punkte.

 

„Ärger‘ dich da nicht drüber. Der erste Kontakt war sehr gut!“, hört Ben aus dem Hintergrund. Er trabt zurück zum grünen Kreis und versucht es noch einmal.

 

Der 18-Jährige ist eines von rund 250 Talenten, die am FC Bayern Campus an ihrem Traum vom Fußballprofi arbeiten. Seit September 2020 gehört auch eine skills.lab Arena zum Nachwuchsleistungszentrum der Münchner.

 

Mithilfe des Trainings- und Assessmentsystems will der deutsche Rekordmeister die Leistungen seiner Spielerinnen und Spieler genau verfolgen und gezielt verbessern – sowohl im technischen, als auch im kognitiven Bereich. Sehr oft werden beide Bereiche in den Übungen kombiniert. Wie bei Ben an diesem Montagnachmittag. Er spielt in der U19 des FC Bayern und kommt einmal pro Woche in die skills.lab Arena am Campus, wo er individuell unter Anleitung von Oskar Kretzinger trainiert.

Wird nicht trainiert, entwickelt skills.lab-Teamleiter Oskar Kretzinger mit seinem Team neue Trainings.

Der 36-Jährige DFB-Fußballlehrer leitet als Leading Expert die skills.lab Arena des FC Bayern. Mit seinem Tablet in der Hand steuert er das Trainingsprogramm, startet oder stoppt Übungen und hat so das Geschehen auf der Kunstrasenfläche immer im Griff. Gelegentlich ruft er über ein Notebook einzelne Versuche per Video ab, um Bewegungsabläufe oder die Fußstellung bei einer Ballannahme oder einem Schuss genauer zu analysieren. „Viele Spieler können damit noch einmal besser arbeiten, als nur mit verbalem Coaching“, sagt Kretzinger.

 

Übung macht den Meister

Sein persönliches Feedback ist klar und direkt. Mit Fortdauer der Trainingseinheit erhöht er die Komplexität der Übung. Das führt so weit, dass er am Ende selbst ein Teil davon wird und sich als zusätzliches Hindernis in den Pass- und Laufweg stellt. Wieder kommt der Ball scharf auf Ben zu. Diesmal misslingt der erste Kontakt, er sprintet hinterher. Kretzinger fährt sein rechtes Bein aus, lenkt mit der Ferse den Ball auf die Seite ab und grinst: „Immer die richtige Mischung aus Dynamik und Kontrolle finden!“ Im nächsten Anlauf sitzt die Übung. Ben spielt den Ball mit zwei Kontakten seinem Mitspieler wuchtig und präzise auf den Fuß. Der Coach ist zufrieden: „Das war der Beste, hast du‘s gemerkt?“

 

Welche Inhalte in der skills.lab Arena auf dem Programm stehen, hängt vom Alter, der Position und dem jeweiligen Schwerpunkt ab, der gemeinsam mit dem Mannschaftstrainer festgelegt wird. „Für mich als Außenverteidiger sind erste Kontakte mit entsprechender Dynamik oft im Spiel gefragt. Hier kann ich mich voll darauf konzentrieren“, sagt Ben nach seiner Einheit. Er steht im Eingangsbereich der skills.lab Arena mit seinen Fußballschuhen unter dem Arm, während am Kunstrasen schon die nächsten Aufwärmübungen begonnen haben. Emilie ist Innenverteidigerin im Kader der FC Bayern Frauen, die ebenfalls am Campus beheimatet sind. Kretzinger spult mit ihr ein einstündiges Programm an Pass- und
Kognitionsübungen ab. „Das Training in der skills.lab Arena ist intensiv, aber macht großen Spaß“, sagt die 21-Jährige, die ein bis zweimal pro Woche vorbeikommt. „Im Mannschaftstraining trainieren wir aufgrund der vielen Spiele sehr viel Taktik. Deshalb ist das eine großartige Möglichkeit, sich individuell zu verbessern“

Mit Emilie spult Kretzinger ein einstündiges Programm an Pass und Konditionsübungen ab. "Das Training hier ist intensiv, aber macht großen Spaß", sagt die Innenverteidigerin.

Wer sich wie verbessert, sieht sich inzwischen Maximilian Luckner an. Er arbeitet als Trainer und Spielanalyst beim FC Bayern und ist ebenfalls Teil des mehrköpfigen skills.lab-Teams am Campus. Auf seinem Computer hat er die vereinseigene Datenbank geöffnet, in die sämtliche Leistungsdaten der Spielerinnen und Spieler fließen. Der Bildschirm zeigt ein Ranking der U13-Spieler, die in absteigender Reihenfolge nach einem Gesamtscore aufgelistet sind. Der Score besteht aus den Kategorien Pass-spiel, Ballkontrolle, Dribbling und Torschuss und ergibt sich aus den Screenings in der skills.lab Arena, die alle Teams jeder Altersstufe halbjährlich durchführen. Bevor zwei Spieler der U13 zum Training mit Luckner in die Arena kommen, geht er mit dem Trainer der Auswahl die jüngsten Ergebnisse durch. „In 80 bis 90 Prozent der Fälle decken sie sich mit den Eindrücken der Trainer aus den Mannschaftstrainings und den Spielen“, sagt Luckner.

 

Überraschung am Computer

Ist das nicht der Fall, werden die Resultate im Detail besprochen. Gerade in den jüngeren Altersstufen kommt es vor, dass Spieler aufgrund ihrer körperlichen Entwicklung auf dem Feld durch Schnelligkeit, Dynamik und Präsenz überzeugen, im Techniktest der skills.lab Arena aber im Vergleich zu ihren Teamkollegen abfallen. „Da denkt man sich im ersten Moment, dass das nicht sein kann, wenn man manche Spieler auf dem Feld verfolgt. Kann es aber eben doch, wenn man genauer hinsieht“, sagt U13-Coach Philipp Deppner.

 

Luckner ergänzt: „Nachdem auch die Ballverarbeitungszeit in unsere Ergebnisse einfließt, können wir hier im isolierten Raum gut feststellen, wenn das Feingefühl in den Füßen fehlt. Wird das Spiel immer schneller, kann das einen Spieler in seiner weiteren Entwicklung limitieren.“ Nach den beiden U13-Talenten sind zwei Spieler der U17 an der Reihe. Von links und rechts bringen die Ballmaschinen der skills.lab Arena hohe Flanken zur Mitte der Kunstrasenfläche. Einer versucht sie per Kopf zu klären, der andere im virtuellen Tor unterzubringen. Kurz vor halb sechs ist noch Zeit für ein Assessment einer Perspektivspielerin, die zum ersten Mal unter virtuellen Bedingungen ihr Können unter Beweis stellen kann.

 

Von Montag bis Freitag herrscht durchgehend reger Spielbetrieb. Je nach Saisonphase auch am Wochenende. An Vormittagen bleibt Zeit, das System inhaltlich weiterzuentwickeln. Demnächst soll ein eigener Kognitionstest Teil der halbjährlich durchgeführten Screenings werden. „So versuchen wir, uns ständig neue Konzepte und Monitorings zu überlegen. Dabei sehen wir die skills.lab Arena aber nie datenbasiert isoliert, sondern als Teilbereich von vielen Daten, die wir in der Abteilung Spielanalyse und Innovation erheben. Sie ist ein zentraler Mosaikstein“, sagt Kretzinger. Ein Mosaikstein, der seinen Teil zum großen Ganzen beiträgt.

Das ist der FC Bayern Campus

Seit dem 1. August 2017 ist der FC Bayern Campus die Heimat für den Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters. Hier trainieren und spielen die Mannschaften von U11 bis zur U19 sowie die Frauen- und Mädchenteams des Vereins. Auf dem etwa 30 Hektar großen Gelände befinden sich unter anderem acht Fußballfelder, ein Stadion mit einem Fassungsvermögen von 2.500 Besuchern, die Akademie mit Trainer- und Mitarbeiterbüros, ein Clubheim sowie verschiedene Athletik-, Reha- und Individualtrainingseinrichtungen. Im September 2020 wurde auf dem Areal die skills.lab Arena des FC Bayern in Betrieb genommen.
Die skills.lab Arena des FC Bayern im Video